Johann Royer – Hofgärtner

Hofgärtner Johann Royer- Ausschnitt aus dem Epitaph (Foto Sandor Kotyrba)
Biografie Royer entstammt einer niederländischen Familie, die ihre Wurzeln möglicherweise in der Region Welsch Braband hat, jedenfalls hat Royer Kochkenntnisse aus dieser Region in se…

Das Buch “Beschreibung des ganzen Fürstl: Braunschw: gartens zu Hessem, mit seinen künstlich Abtheilungen, […] auch Ordentliche Specification aller deren Simplicium und Gewechse, so von Ao. 1607…  
Das Royer- Epitaph In der St. Jakobi- Kirche zu Hessen befindet sich ein prunkvolles hölzernes Epitaph. Es ist Ausdruck der Wertschätzung, die Royer bereits zu Lebzeiten genoss, denn das Epitaph wur…  

VERLEIHUNG „KULTURPREIS HARZ 2011“

Kulturpreis Harz 2011 vom Regionalverband Harz

Am Freitag, den 29.04.2011, verlieh der Regionalverband Harz in der historischen Gaststätte „Zum Klosterfischer“ in Michaelstein (bei Blankenburg) an den Förderverein „Schloß Hessen“ e.V. den „Kulturpreis Harz 2011„. Der Regionalverband Harz ist ein Verbund aus Landkreisen in drei Bundesländern – den Landkreisen Goslar, Harz, Mansfeld-Südharz, Nordhausen und Osterode am Harz.

Mit dem Kulturpreis wurde die seit 1995 währende Arbeit des Fördervereins „Schloß Hessen“ e.V. für das Schloss im Ort Hessen (bei Halberstadt) geehrt.

Der von Klaus Bogoslaw geleitete Verein hat sich in über 15 Jahren um die Instandsetzung des Schlosses bemüht und dabei sehr viel erreicht. So wurden der Südflügel, der Ostflügel und der Pavillon renoviert und mit Leben erfüllt.

Im Pavillon befinden sich 2 Dauerausstellungen. Eine beschäftigt sich mit dem Hofgärtner Johann Royer, seinen Verdiensten in der Botanik und der Gestaltung und Pflege des Renaissancegartens in Hessen. Die 2. Ausstellung trägt den Namen „Landesherrliche Schlösser – Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel“.

Im Südflügel finden regelmäßig Ausstellungen und Festveranstaltungen statt, wobei der Ostflügel für Vorträge, Veranstaltungen und der Bewirtung der Gäste genutzt wird.

In Zukunft soll im grünen Saal des Schlosses die Dauerausstellung „Clavierwelt“ entstehen. Auch die teilweise Wiederauferstehung des Renaissancegartens ist geplant.

Vor der Preisverleihung hielt Frau Dr. Christina Wötzel eine Laudatio. Dabei erinnerte sie eindrucksvoll an einen Besuch des Schlosses Hessen zu Beginn der 90ziger Jahre. Zu dieser Zeit befand sich das Schloss in einem desolaten Zustand.
Bei einem weiteren Besuch konnte sie das „Wunder“, hinter dem die harte Arbeit des Fördervereins „Schloß Hessen“ e.V. steht, betrachten. Mit der Formel „Sanieren – Erhalten- mit Leben erfüllen“ wurde das Schloss umgestaltet und sie würdigte die Arbeit des Vereins mit eindrucksvollen Worten.

Der Vereinsvorsitzende Klaus Bogoslaw erklärte, dass durch Bürgerengagement einem Kulturdenkmal die Würde wiedergegeben wurde. Alles Geld, das investiert wurde, hat einen nachhaltigen Nutzen.

Im Anschluss an die Veranstaltung waren alle Gäste zu einen gemütlichen Beisammensein eingeladen.

© 2011 – Förderverein „Schloß Hessen“ e.V. – Stobenstraße 15 – 38835 Stadt Osterwieck / OT Hessen

Der Kupferstich

Im Jahre 1654 erschien in Matthäus Merians „Topographia Germaniae“
im Band 15 „Topographia und eigentliche Beschreibung der Herzogthumer Braunschweig und Lüneburg“ ein Kupferstich des Hessener Lustgartens.

Es handelt sich in diesem Werk um die einzige einzeln dargestellte Gartenanlage, was deren Bedeutung herausstellt.
Der Kupferstich ist eine Arbeit von Caspar Merian, nach einer 1653 von N. Brandt gefertigten Zeichnung.

(Original im Besitz des Fördervereins „Schloß Hessen“ e. V.)

Modell „Fürstlich Braunschweigischer Garten zu Hessem“

Das Modell zeigt den Garten Mitte des 17.Jahrhunderts.
Es wurde 2007 von Joachim Däumler aus Hessen gefertigt.

Grundlage bildete der Kupferstich von M. Merian nach einer Zeichnung von N. Brandt, die Darlegungen des damaligen Hofgärtners Johann Royer in seinem Buch „Beschreibung des ganzen Fürstl Braunschweigischen gartens zu Hessem“ sowie die Diplomarbeit von Frau Sina Grimm und die Dissertation von Thomas Scheliga.
Die Herausforderung bestand darin, die vielen theoretischen Darlegungen und Darstellungen auf ein dreidimensionales Modell zu übertragen.

Dazu waren viele Recherchen in Büchern und im Internet über historische Gärten erforderlich.
Die gesamten Vorbereitungsarbeiten einschließlich der Erstellung der Zeichnungen dauerten ca. 300 Stunden, der Modellbau etwa 450 Stunden.
Glücklicherweise hat Johann Royer in seinem Buch zwei wichtige Maßangaben gemacht: jedes Quartier im Geviert 80 Fuß und die Gänge im Garten alle 15 Fuß breit (1 Braunschweiger Fuß entsprach 28,5 cm). Das hat die zeichnerische Rekonstruktion vereinfacht.

Wegen der Dimension der Gartenanlage und der Vielfalt der zu gestaltenden Elemente wurde überwiegend eine abstrakte Darstellung gewählt .Es sollten aber trotzdem wesentliche Merkmale sichtbar gemacht werden.

Um einen direkten Größenvergleich zum Modell des Schlosses zu ermöglichen, wurde das Modell ebenfalls im Maßstab 1:100 angefertigt.

Modell des Lustgartens von Schloss Hessen Detail

Geschichte des Lustgartens

Schon in der Spätgotik könnte, so Thomas Scheliga, ein großflächiger Garten an der Burg in Hessen bestanden haben. Unter dem Pächter Kurt von der Schulenburg sind um 1560 Ausbaumaßnahmen durch Kammerrechnungen belegt.

Erstmals sind genauere Bepflanzungsangaben in einem Erbregister von 1590 bekannt. Danach war der Lustgarten 6 Morgen groß und u. a. mit verschiedenen Kräutern wie Salbei, Rosmarin, Ysop, Lavendel bepflanzt. Zu dieser Zeit nutzte Hedwig, die Witwe Herzog Julius, das Schloss Hessen als Wohnsitz. Bis zu ihrem Tode 1602 übte sie die Kontrolle über den Lustgarten aus. Nachweislich bestand zu dieser Zeit auch schon ein Obstgarten.

Später gehörte Schloss und Amt Hessen Herzog Heinrich Julius und dessen zweiter Ehefrau, Elisabeth von Dänemark, zur Hofhaltung. Nach dem Tode Hedwigs, ihrer Schwiegermutter, kümmerte sich Elisabeth um den Lustgarten. Sie holte 1607 den Gärtnermeister Johann Royer nach Hessen, der den Garten bis 1649 leitete. Damit begann die glanzvollste Zeit dieser Gartenanlage. .

Schloss und Lustgarten waren durch einen Burggraben getrennt in dem sich ein Burgwall befand. Der Burgwall umschloss die Oberburg u- förmig und war u. a. mit verschiedenen Obstbäumen bepflanzt. An beiden Enden des Walls befanden sich je eine „Lauber=hütten“.
Vom Pavillon führte eine kleine Zugbrücke auf den Wall, eine weitere Brücke führte in den Lustgarten.
Elf Quartiere, jedes „ins Gevierde 80. Fuß“ bildeten den Hauptteil der Anlage. Die Wege im Lustgarten hatten „alle in ihrer Breite 15. Fuß“. Welchen Belag die Wege hatten und wie sie eingefasst waren ist nicht überliefert.

Die Quartiere, wie auch die Wege auf dem Wall waren mit Hecken umgeben. Dafür wurden sowohl fruchttragende wie auch duftende Pflanzen verwendet. Genannt werden Rosen, Wacholder, Rainweide (Liguster), Cornelbeeren (Kornelkirschen), Stickbeeren (Stachelbeeren) und Johannisbeeren. (siehe Heckenplan)
Die dem Schloss zugewandten Seiten waren mit einem ornamentreichen Bindewerk gestaltet. Es enthielt u. a. figürliche und heraldische Elemente.
Zu dieser Zeit waren in Deutschland derartige kunstvolle Hecken in anderen Gärten nicht bekannt.

Die Quartiere waren alle unterschiedlich gestaltet, eine Verknüpfung mehrerer ist nicht zu erkennen.
Jedes Quartier hatte einen eigenen Namen. So z. B. Sternquartier, Kompaßquartier, Wappenquartier oder Rautenquartier. Die Namen deuten zum Teil auf die Form der Beete und Rabatten hin, die mit unterschiedlichen Pflanzen eingefasst und mit verschiedenen Gewächsen bepflanzt waren.

Fürstlichen Glanz verliehen der Anlage drei Wasserspiele. Das prächtigste war im so genannten „Brunnen= Quartier“ ein großer Zierbrunnen.
Vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts von Augsburger und Regensburger Kaufleuten abgekauft, war es ein Neujahrsgeschenk von Herzog Heinrich Julius an seine Frau Elisabeth. Der fünfschalige Brunnen stand auf zwei massiven steinernen Umläufen. Im unteren Umlauf waren neckische Wasserspiele versteckt, die den ahnungslosen Gast patschnass machen konnten.
Den Brunnen zierten verschiede Bronzefiguren. Sie stellten mythologische und wirklich vorkommende Tiere dar. Einige Tierfiguren haben sich nachweislich erhalten: 1 Löwe, 6 Stiere, 3 Pferde, 2 Elefanten, 2 Hunde, 2 Affen und ein Hirsch. Bis auf zwei Figuren ( 1 Stier im Rijksmuseum Amsterdam und 1 Elefant im Louvre in Paris) befinden sich alle im Herzog Anton Ulrich- Museum in Braunschweig.

Am südlichen Ende der Wegeachse zwischen Wappen- und Rauten- Quartier, befand sich eine fast
7 x 7 m große Grotte, die außen wie ein Felsen gestaltet war.
Im Inneren war die Geschichte von Diana und Aktäon mit lebensecht bemalten Steinfiguren dargestellt. Weitere menschliche Figuren und wasserspeiende Delphine
ergänzten die Grotte. Versteckte Wasserspiele trugen zur Erheiterung bei.

Ein kleinerer Brunnen befand sich im Lusthausquartier. Der Brunnen wurde 1625 angeschafft. Die Brunnenfigur stellte die Lucretia mit dem Dolche in der Hand dar. Der Sage nach erdolchte sie sich, weil ihre Ehre durch eine Vergewaltigung geschändet war.

Das große Lusthaus war prächtig und mit vielen schönen Bildern ausgestaltet. Darin konnten die fürstlichen Herrschaften im Sommer ihre Mahlzeiten einnehmen und man hatte einen herrlichen Blick über den gesamten Lustgarten.

Der Lustgarten wurde im Osten und im Norden durch einen Laubengang vom Obstbaumgarten getrennt. Im Westen trennten ebenfalls ein Laubengang und Teich- Heller (Hälterung- Becken für Fische) den Lust- vom Küchengarten.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Garten zweimal in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1650 leitete Maximilian, der Sohn von Johann Royer, die Gartenanlage.

Mit dem nachlassenden Interesse der Herzöge am Schloss Hessen verfiel auch der einst prachtvolle Lustgarten.

Die Fläche ist heute im Wesentlichen eine große, im Osten von einer seit Jahrzehnten stillgelegten Bahnstrecke durchschnittene Wiese. Ein kleiner Bachlauf verläuft dort, wo einst die großen Wasserflächen des Burggrabens und der Teich- Heller das Bild prägten.

Seit einiger Zeit ist der ehemalige Lustgarten wieder in das Blickfeld der Experten gerückt. 2008 fanden erste Suchgrabungen statt. Gefunden werden konnten u. a. Reste der Burggrabenmauer, der Mühlgrabenbrücke, der genaue Standort des großen Zierbrunnens und Teile der Uferbefestigung der ehemaligen Teich- Heller.

Im September 2009 fand in Hessen eine hochrangig besetzte Fachtagung statt, auf der Fragen diskutiert wurden, wie und in welchen Umfang diese historisch wertvolle Gartenanlage wieder erlebbar gemacht werden kann.
Eine Expertengruppe erarbeitet zurzeit entsprechende Vorschläge.

Schon jetzt kann man in einer Dauerausstellung im Schloss Hessen an einem Modell
die Pracht des ehemaligen fürstlichen Lustgartens bewundern.

 

Joachim Däumler, Hessen 2011

Quelle: Thomas Scheliga, SCHLOSS UND LUSTGARTEN IN HESSEN AM FALLSTEIN
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, 2002 (Volltext unter www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4460)

Die Grotteskenmalereien im Turmzimmer

Im Turm der Oberburg befindet sich im 1. Obergeschoss eine für den norddeutschen Raum einmalige farbliche Grotteskenmalerei der Spätrenaissance des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Die im manieristischen Stil mit niederländisch-flämischen Einflüssen angefertigten Malereien im Kreuzgratgewölbe und an den oberen Seitenwänden haben die Jahrhunderte und den Zerfall des Schlosses überdauert und dass, obwohl in der Mitte dieses Raumes noch Anfang des 20. Jahrhunderts ein Taubenschlag aufgehängt war.

Deckenmalerei, Detailansicht: Engel, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2007

 

Das Turmzimmer selbst diente dem spätereren Herzog Julius in seiner Kronprinzenzeit auf Schloss Hessen (seit 1560-1568) als Arbeits- und Studierzimmer und als Bibliothek. Bald nach seinem Tode 1589 ließen seine Erben, Herzog Heinrich Julius, und vor allem seine nun wieder auf dem Schloss sitzende Witwe, Herzogin Hedwig, das Studiolo umgestalten. Der Raum wurde dem Andenken des verstorbenen Herzog Julius gewidmet. So entstanden Decken- und Wandmalereien in hoher Qualität aus feinem Beschlag-, Roll- und Fruchtwerk mit heraldischen Aussagen und Trauermotiven. Als ausführender Künstler kommt wahrscheinlich der am Wolfenbütteler Hof bereits unter Herzog Julius tätige niederländische Maler und Gartenarchitekt Hans Vredeman de Vries in Betracht.

Deckenmalerei, Zustand 1997, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 

Der Förderverein Schloss Hessen e.V. initiierte seit 2000 Maßnahmen für die Restaurierung und Konservierung der über 400 Jahre alten Renaissance-Malerei, die im September 2011 ihren feierlichen Abschluß fanden. Neben den Arbeiten der ausführenden Restauratorin Sylvia Lenzner (hier zu den Details auf ihrer (alten) Webseite), galt es begleitende Maßnahmen vor allem zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit und einem gleichmäßigerem Klima wie den Einbau von Fensterm im gesamten Turm und einer Tür zum Turmzimmer vorzunehmen.
Besonderer Dank gilt den vielen Sponsoren, wie u.a. dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung der Kreissparkasse Halberstadt, der E.ON Avacon AG Helmstedt, dem Windpark Druiberg Dardesheim, dem Landkreis Harz und dem Bauunternehmen Nahs Hessen sowie der Hochschule für Bildende Künste Dresden.


Konservierung der Renaissance-Malereien  Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2010
 

Hier der Link zur neuen Webseite von Sylvia Lenzner: Lenzner und Gramann GbR mit einer Referenzliste als Download. Auf diesem werden die Wand- und Gewölbemalereien auf Schloss Hessen ebenfalls aufgeführt.

Literatur: Thomas Scheliga: Die Grotteskenmalereien im Schloss Hessen am Fallstein, Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Hessen Nr. 4 ,,Förderverein “Schloss Hessen”, 1999

© 2020 – Förderverein „Schloß Hessen“ e.V. – Stobenstraße 15 – 38835 Stadt Osterwieck / OT Hessen

Heinrich Julius – Der Renaissancefürst

Heinrich Julius – Der Renaissancefürst
15.10.1564 – 20.07.1613

Herzog Heinrich Julius

Heinrich Julius, seit 1589 Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, wurde am 15.10.1564 auf Schloss Hessen als Sohn des Prinzen Julius (Herzog seit 1568) und der brandenburgischen Prinzessin Hedwig geboren.
Seine Erziehung erhielt er in Gandersheim und seine Ausbildung erfolgte in Gröningen. Er galt wegen seiner umfangreichen Kenntnisse in Mathematik, Chemie und Astronomie, in Philosophie und Dichtkunst sowie in der Baukunst und Juristerei als der gebildetste deutsche Fürst der Spätrenaissance. Weiterhin beherrschte Heinrich Julius die lateinische, hebräische und die griechische Sprache. Bereits im Alter von 12 Jahren hielt er beim Antritt als erster Rektor der Universität Helmstedt eine freie Rede in Latein.
Seine größte Leidenschaft galt der Philosophie. Des Weiteren schrieb er 11 verschiedene Dichtungen. Sie waren in Prosaform gehalten und wurden auch auf eigens dafür errichteten „stehenden“ Hofbühnen aufgeführt. Überschwänglich führte Heinrich Julius das typische Leben eines Renaissancefürsten. Davon profitierte auch der weitere Ausbau von Schloss Hessen als Sommerresidenz, insbesondere durch die Schaffung des berühmten Fürstlichen Lustgartens, durch eine kunstvolle Ausstattung der Schlosskapelle und dem Bau der einmaligen hölzernen Schrankorgel für Herzogin Elisabeth. Die aufwendige Hofhaltung in Wolfenbüttel galt als eine der glänzesten in Deutschland. Hinzu kamen enorme Aufwendungen für seine bischöfliche Residenz in Gröningen. Bald waren 1 Million Taler Schulden angesammelt und ungewöhnlich hohe Steuern wurden eingeführt. Trotz seiner hohen Bildung und Weltoffenheit machten ihn zahlreiche Hexenverbrennungen im Fürstentum Wolfenbüttel zu einer zwiespältigen Persönlichkeit.

Bereits im Alter von 2 Jahren zum Bischof von Halberstadt gewählt, übte Heinrich Julius diese Amt seit dem 14. Lebensjahr als postulierter und zudem protestantischer Bischof bei Vorhandensein eines katholischen Domstiftes aus.
Von 1582-1585 war er zugleich Administrator des Bistums Minden. Heinrich Julius führte 1591 im Bistum Halberstadt den Protestantismus ein.

Dank seiner erfolgreichen Tätigkeiten als Fürst und Bischof, als Universitätsrektor und Jurist sowie seiner diplomatischen Fähigkeiten wurde er 1607 an den kaiserlichen Hof nach Prag gerufen. Dort erlangte er schnell das Vertrauen des Kaisers Rudolf II. von Habsburg, der ihm die wichtigsten Entscheidungen in Rechtsangelegenheiten überließ. So erwirkte Heinrich Julius, den Krieg zwischen Katholiken und Protestanten in Böhmen beizulegen und die heraufziehenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Religionen in Deutschland noch zu verhindern.
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Heinrich Julius hatte 11 Kinder. Zunächst ehelichte er 1585 in Wolfenbüttel Dorothea (1563-1587), eine Tochter von Kurfürst August von Sachsen. Am 19. April 1590 heiratete er in Kopenhagen Elisabeth (1573-1625), die älteste Tochter von König Friedrich II. von Dänemark. Mit ihr hatte Heinrich Julius 10 Kinder, 5 Prinzessinnen und 5 Prinzen.

Zum Tode von Heinrich Julius am 20.07.1613 in Prag gibt es Spekulationen. Offiziell verstarb er infolge einer Krankheit nach einem Zechgelage. Zugleich kann seine Ermordung von Befürworten einer militärischen Lösung des sich zuspitzenden Religionskonfliktes in Deutschland vermutet werden.

Heinrich Julius, der berühmteste Sohn unseres Dorfes Hessen am Fallstein, wurde in der Marienkirche zu Wolfenbüttel beigesetzt.

Geschichte

(Beitrag von Jörg von Kloeden – Februar 2007)

Hessen wird erstmalig in einer Schenkung Otto I. im Jahre 966 an einen Grafen Mamaco als Hessenheim erwähnt. Diese Namensgebung deutet auf fränkische Einflüsse und eine Besiedlung im 8., spätestens im 9. Jahrhundert. Anzunehmen ist, dass Hessen als Heim des oder der Hessi gegründet wurde. Bekannt ist ein Ostfahlenführer Hessi, der sich 775 an der Oker bei Ohrum den Heeren des Frankenkönigs unterwarf und später von Karl dem Großen mit Besitz in seinem alten sächsischen Stammland belehnt und als Graf im nödlichen Harzvorland  eingesetzt wurde. Dieser Graf Hessi starb 804 ohne männliche Erben als Mönch im Kloster Fulda. Als Gründer von Hessenheim käme auch ein älteres Familiemnmitglied in Betracht.

Möglich ist auch eine Verbindung Hessenheims zum fränkischen Volksstamm der Hessi (Chatten), die zwischen Fulda, Lahn und Main lebten und seit dem 6.Jahrhundert in Sachsen einsiedelten.

Bald nach 966 kam Hessen für dreiundeinhalb Jahrhunderte zum Halberstädter Hochstift. Deren Vertreter ließen sich ihre Privilegien aus der kaiserlichen Originalurkunde noch im Jahre 1295 durch König Adolf von Nassau bestätigen. Knapp 50 Jahre später gelangten Dorf und Schloss Hessen durch maßgeblichen Einfluss Bischof Albrecht II. von Halberstadt an dessen Brüder, den Braunschweiger Herzögen.

Als bedeutsame Grundherren in Hessen ist eine adlige Familie bekannt, die beginnend mit Theodoricus de Hessenem seit dem Jahre 1129 vor allem im Umfeld der Halberstädter Kirche urkundlich wurde. Zunächst als Ministeriale und schließlich als Edelfreie wurden sie in Hessen mit bischöflichen Lehen Besitzer eines Gutes und errichteten eine Adelsburg, die möglicher Weise auf den Resten einer frühmittelalterlichen Ringmauer neu errichtet worden ist. Einige Vertreter der Edlen von Hessen hatten bis zum Jahre 1357 als Kleriker hohe geistliche und weltliche Ämter. Jedoch müssen die Edlen nach gut 200 Jahren Herrschaft ihre Besitzungen in Hessen aufgelassen haben, denn 1313 ging eine Hufe Hessenschen Lehens in das Eigentum eines Eglof von Volzum über. Ende des 14. Jahrhunderts sind die Edlen von Hessen vermutlich ausgestorben, deren letztes bekanntes Familienmitglied, Knappe Heinrich von Hessen, im Jahre 1370 sein bischöfliches Lehen zu Bexheim (Deersheim) verkaufte.

Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert prägten die Grafen von Blankenburg/Regenstein die Entwicklung in der Region. So erhielten die Regensteiner auch in Hessen sowohl Halberstädter als auch Braunschweiger Lehen, bzw. erwarben diese durch Kauf und Pfand. Diese komplizierten Lehenverflechtungen bildeten bekanntermaßen ein Streitpotential mit den anderen Grundherren, was die Edlen von Hessen zur Aufgabe ihrer Besitzungen in Hessen bewogen haben mag.

Die Regensteiner besaßen vor 1289 das Patronat über die Pfarrkirche und bis 1343 auch über den Weinberg, die Mühle und das Schloss. Die Grafen bauten in Hessen vor allem die Burg zum Schutz des als Hessendamm benannten Handelsweges und der damit verbunden Zolleinnahmen aus. Seither ist auch von einer Ober- und einer Unterburg die Rede. Schließlich unterlagen die Regensteiner in den vielen Adelsfehden jener Zeit Bischof Albrecht II. Die offensichtlich in Geldnot geratenen Grafen Albrecht und Bernhard verkauften im Jahre 1343 Besitzungen und Rechte für 500 Silbermark, darunter Dorf Hessen nebst Vogtei den Herzögen Otto, Magnus und Ernst von Braunschweig. Dabei muss der Bischof seinen Brüdern gleich noch Halberstädter Besitz in Hessen stillschweigend mit veräußert haben. Seelsorgerisch gehörte Hessen weiterhin zum Kirchenbann Dardesheim.

Die Herzöge verpfändeten ihren Hessener Besitz bald an einzelne Adlige bzw. die Stadt Braunschweig, bevor Hessen seit 1408 endgültig in der Hand des herzoglichen Hauses verblieb.

Quellen/Literatur:

Bayerische Staatsbibliothek München, Digitale Bibliothek,
in „Regesta Imperii, Abteilungen I bis XIV“, http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/regesta-imperii/angebot/ri, 2006

Britta Böcher- Sandor Kotyrba,
„Schloss Hessen. Kunsthistorische und bauanalytische Betrachtung eines Wahrzeichens“,
Föderverein Schloss Hessen e.V. , 2001

Deutsches Historisches Institut in Rom, Jörg Erdmann, Online-Puplikationen, Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 113, Tübingen 2006,
Statistischer Anhang, (PDF-Dateien: C.2.9.1_Halberstadt_Domherren.PDF; C.2.10.1_Magdeburg_Domherren.PDF; C.2.10.2_Magdeburg_Rechtstitel.PDF; D.2.13.1_Braunschweig_Chorherren.PDF)
in http://www.dhi-roma.it/erdmann.html , 2007,

Dr. G.Schmidt,
„Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Theil 1 bis 4“ Leipzig, 1883, in „Puplicationen aus den k. Preußischen Staatsarchiven, Band 17-21“, Gleimhaus Halberstadt

H.A. Behrens,
„Der Regenstein. Besiedlung und Geschichte der Grafen bis 1500“,
Harz-Druckerei Wernigerode, 1989

H. Clajus,
“Kurze Geschichte des ehemaligen Bistums und späteren weltlichen Fürstentums Halberstadt“,
Druck und Verlag von A.W. Zickfeldt, Osterwieck/Harz, 1901

Kegel, Erich und Rühland, Peter,
„Festschrift 1000 Jahre Hessen, 966 – 1966“,
Druckerei „Freundschaft“ Halberstadt, 1966

Thomas Scheliga,
„Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein“, Dissertation zur
Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, 2002,
als PDF-Download in http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4460/, 2004

Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen Arbeitsstelle Kiel c/o Historisches Seminar der Christian-Albrechts-Universität „Grafen von Regenstein-Blankenburg“ bearbeitet von Heidelore Böcker Berlin, aus Hermann Grote
“Stammtafeln Europäische Herrscher- und Fürstenhäuser” Seite 235 Tafel 176, in http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/grafenbemerkungen.php?ID=86, 2006

Urkundenbuch des Stiftes St. Johann bei Halberstadt 1119/23-1804,
bearbeitet von Adolf Diestelkamp, ergänzt und herausgegeben von Rudolf Engelhardt und Josef Hartmann,
Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1989, Gleimhaus Halberstadt