Geschichte des Lustgartens

Schon in der Spätgotik könnte, so Thomas Scheliga, ein großflächiger Garten an der Burg in Hessen bestanden haben. Unter dem Pächter Kurt von der Schulenburg sind um 1560 Ausbaumaßnahmen durch Kammerrechnungen belegt.

Erstmals sind genauere Bepflanzungsangaben in einem Erbregister von 1590 bekannt. Danach war der Lustgarten 6 Morgen groß und u. a. mit verschiedenen Kräutern wie Salbei, Rosmarin, Ysop, Lavendel bepflanzt. Zu dieser Zeit nutzte Hedwig, die Witwe Herzog Julius, das Schloss Hessen als Wohnsitz. Bis zu ihrem Tode 1602 übte sie die Kontrolle über den Lustgarten aus. Nachweislich bestand zu dieser Zeit auch schon ein Obstgarten.

Später gehörte Schloss und Amt Hessen Herzog Heinrich Julius und dessen zweiter Ehefrau, Elisabeth von Dänemark, zur Hofhaltung. Nach dem Tode Hedwigs, ihrer Schwiegermutter, kümmerte sich Elisabeth um den Lustgarten. Sie holte 1607 den Gärtnermeister Johann Royer nach Hessen, der den Garten bis 1649 leitete. Damit begann die glanzvollste Zeit dieser Gartenanlage. .

Schloss und Lustgarten waren durch einen Burggraben getrennt in dem sich ein Burgwall befand. Der Burgwall umschloss die Oberburg u- förmig und war u. a. mit verschiedenen Obstbäumen bepflanzt. An beiden Enden des Walls befanden sich je eine „Lauber=hütten“.
Vom Pavillon führte eine kleine Zugbrücke auf den Wall, eine weitere Brücke führte in den Lustgarten.
Elf Quartiere, jedes „ins Gevierde 80. Fuß“ bildeten den Hauptteil der Anlage. Die Wege im Lustgarten hatten „alle in ihrer Breite 15. Fuß“. Welchen Belag die Wege hatten und wie sie eingefasst waren ist nicht überliefert.

Die Quartiere, wie auch die Wege auf dem Wall waren mit Hecken umgeben. Dafür wurden sowohl fruchttragende wie auch duftende Pflanzen verwendet. Genannt werden Rosen, Wacholder, Rainweide (Liguster), Cornelbeeren (Kornelkirschen), Stickbeeren (Stachelbeeren) und Johannisbeeren. (siehe Heckenplan)
Die dem Schloss zugewandten Seiten waren mit einem ornamentreichen Bindewerk gestaltet. Es enthielt u. a. figürliche und heraldische Elemente.
Zu dieser Zeit waren in Deutschland derartige kunstvolle Hecken in anderen Gärten nicht bekannt.

Die Quartiere waren alle unterschiedlich gestaltet, eine Verknüpfung mehrerer ist nicht zu erkennen.
Jedes Quartier hatte einen eigenen Namen. So z. B. Sternquartier, Kompaßquartier, Wappenquartier oder Rautenquartier. Die Namen deuten zum Teil auf die Form der Beete und Rabatten hin, die mit unterschiedlichen Pflanzen eingefasst und mit verschiedenen Gewächsen bepflanzt waren.

Fürstlichen Glanz verliehen der Anlage drei Wasserspiele. Das prächtigste war im so genannten „Brunnen= Quartier“ ein großer Zierbrunnen.
Vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts von Augsburger und Regensburger Kaufleuten abgekauft, war es ein Neujahrsgeschenk von Herzog Heinrich Julius an seine Frau Elisabeth. Der fünfschalige Brunnen stand auf zwei massiven steinernen Umläufen. Im unteren Umlauf waren neckische Wasserspiele versteckt, die den ahnungslosen Gast patschnass machen konnten.
Den Brunnen zierten verschiede Bronzefiguren. Sie stellten mythologische und wirklich vorkommende Tiere dar. Einige Tierfiguren haben sich nachweislich erhalten: 1 Löwe, 6 Stiere, 3 Pferde, 2 Elefanten, 2 Hunde, 2 Affen und ein Hirsch. Bis auf zwei Figuren ( 1 Stier im Rijksmuseum Amsterdam und 1 Elefant im Louvre in Paris) befinden sich alle im Herzog Anton Ulrich- Museum in Braunschweig.

Am südlichen Ende der Wegeachse zwischen Wappen- und Rauten- Quartier, befand sich eine fast
7 x 7 m große Grotte, die außen wie ein Felsen gestaltet war.
Im Inneren war die Geschichte von Diana und Aktäon mit lebensecht bemalten Steinfiguren dargestellt. Weitere menschliche Figuren und wasserspeiende Delphine
ergänzten die Grotte. Versteckte Wasserspiele trugen zur Erheiterung bei.

Ein kleinerer Brunnen befand sich im Lusthausquartier. Der Brunnen wurde 1625 angeschafft. Die Brunnenfigur stellte die Lucretia mit dem Dolche in der Hand dar. Der Sage nach erdolchte sie sich, weil ihre Ehre durch eine Vergewaltigung geschändet war.

Das große Lusthaus war prächtig und mit vielen schönen Bildern ausgestaltet. Darin konnten die fürstlichen Herrschaften im Sommer ihre Mahlzeiten einnehmen und man hatte einen herrlichen Blick über den gesamten Lustgarten.

Der Lustgarten wurde im Osten und im Norden durch einen Laubengang vom Obstbaumgarten getrennt. Im Westen trennten ebenfalls ein Laubengang und Teich- Heller (Hälterung- Becken für Fische) den Lust- vom Küchengarten.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Garten zweimal in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1650 leitete Maximilian, der Sohn von Johann Royer, die Gartenanlage.

Mit dem nachlassenden Interesse der Herzöge am Schloss Hessen verfiel auch der einst prachtvolle Lustgarten.

Die Fläche ist heute im Wesentlichen eine große, im Osten von einer seit Jahrzehnten stillgelegten Bahnstrecke durchschnittene Wiese. Ein kleiner Bachlauf verläuft dort, wo einst die großen Wasserflächen des Burggrabens und der Teich- Heller das Bild prägten.

Seit einiger Zeit ist der ehemalige Lustgarten wieder in das Blickfeld der Experten gerückt. 2008 fanden erste Suchgrabungen statt. Gefunden werden konnten u. a. Reste der Burggrabenmauer, der Mühlgrabenbrücke, der genaue Standort des großen Zierbrunnens und Teile der Uferbefestigung der ehemaligen Teich- Heller.

Im September 2009 fand in Hessen eine hochrangig besetzte Fachtagung statt, auf der Fragen diskutiert wurden, wie und in welchen Umfang diese historisch wertvolle Gartenanlage wieder erlebbar gemacht werden kann.
Eine Expertengruppe erarbeitet zurzeit entsprechende Vorschläge.

Schon jetzt kann man in einer Dauerausstellung im Schloss Hessen an einem Modell
die Pracht des ehemaligen fürstlichen Lustgartens bewundern.

 

Joachim Däumler, Hessen 2011

Quelle: Thomas Scheliga, SCHLOSS UND LUSTGARTEN IN HESSEN AM FALLSTEIN
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, 2002 (Volltext unter www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4460)

Die Grotteskenmalereien im Turmzimmer

Im Turm der Oberburg befindet sich im 1. Obergeschoss eine für den norddeutschen Raum einmalige farbliche Grotteskenmalerei der Spätrenaissance des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Die im manieristischen Stil mit niederländisch-flämischen Einflüssen angefertigten Malereien im Kreuzgratgewölbe und an den oberen Seitenwänden haben die Jahrhunderte und den Zerfall des Schlosses überdauert und dass, obwohl in der Mitte dieses Raumes noch Anfang des 20. Jahrhunderts ein Taubenschlag aufgehängt war.

Deckenmalerei, Detailansicht: Engel, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2007
 

Das Turmzimmer selbst diente dem spätereren Herzog Julius in seiner Kronprinzenzeit auf Schloss Hessen (seit 1560-1568) als Arbeits- und Studierzimmer und als Bibliothek. Bald nach seinem Tode 1589 ließen seine Erben, Herzog Heinrich Julius, und vor allem seine nun wieder auf dem Schloss sitzende Witwe, Herzogin Hedwig, das Studiolo umgestalten. Der Raum wurde dem Andenken des verstorbenen Herzog Julius gewidmet. So entstanden Decken- und Wandmalereien in hoher Qualität aus feinem Beschlag-, Roll- und Fruchtwerk mit heraldischen Aussagen und Trauermotiven. Als ausführender Künstler kommt wahrscheinlich der am Wolfenbütteler Hof bereits unter Herzog Julius tätige niederländische Maler und Gartenarchitekt Hans Vredeman de Vries in Betracht.

Deckenmalerei, Zustand 1997, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 

Der Förderverein Schloss Hessen e.V. initiierte seit 2000 Maßnahmen für die Restaurierung und Konservierung der über 400 Jahre alten Renaissance-Malerei, die im September 2011 ihren feierlichen Abschluß fanden. Neben den Arbeiten der ausführenden Restauratorin Sylvia Lenzner (hier zu den Details auf ihrer (alten) Webseite), galt es begleitende Maßnahmen vor allem zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit und einem gleichmäßigerem Klima wie den Einbau von Fensterm im gesamten Turm und einer Tür zum Turmzimmer vorzunehmen.
Besonderer Dank gilt den vielen Sponsoren, wie u.a. dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung der Kreissparkasse Halberstadt, der E.ON Avacon AG Helmstedt, dem Windpark Druiberg Dardesheim, dem Landkreis Harz und dem Bauunternehmen Nahs Hessen sowie der Hochschule für Bildende Künste Dresden.


Konservierung der Renaissance-Malereien  Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2010
 

Hier der Link zur neuen Webseite von Sylvia Lenzner: Lenzner und Gramann GbR mit einer Referenzliste als Download. Auf diesem werden die Wand- und Gewölbemalereien auf Schloss Hessen ebenfalls aufgeführt.

Literatur: Thomas Scheliga: Die Grotteskenmalereien im Schloss Hessen am Fallstein, Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Hessen Nr. 4 ,,Förderverein “Schloss Hessen”, 1999

© 2020 – Förderverein „Schloß Hessen“ e.V. – Stobenstraße 15 – 38835 Stadt Osterwieck / OT Hessen

Heinrich Julius – Der Renaissancefürst

Heinrich Julius – Der Renaissancefürst
15.10.1564 – 20.07.1613

Herzog Heinrich Julius

Heinrich Julius, seit 1589 Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, wurde am 15.10.1564 auf Schloss Hessen als Sohn des Prinzen Julius (Herzog seit 1568) und der brandenburgischen Prinzessin Hedwig geboren.
Seine Erziehung erhielt er in Gandersheim und seine Ausbildung erfolgte in Gröningen. Er galt wegen seiner umfangreichen Kenntnisse in Mathematik, Chemie und Astronomie, in Philosophie und Dichtkunst sowie in der Baukunst und Juristerei als der gebildetste deutsche Fürst der Spätrenaissance. Weiterhin beherrschte Heinrich Julius die lateinische, hebräische und die griechische Sprache. Bereits im Alter von 12 Jahren hielt er beim Antritt als erster Rektor der Universität Helmstedt eine freie Rede in Latein.
Seine größte Leidenschaft galt der Philosophie. Des Weiteren schrieb er 11 verschiedene Dichtungen. Sie waren in Prosaform gehalten und wurden auch auf eigens dafür errichteten „stehenden“ Hofbühnen aufgeführt. Überschwänglich führte Heinrich Julius das typische Leben eines Renaissancefürsten. Davon profitierte auch der weitere Ausbau von Schloss Hessen als Sommerresidenz, insbesondere durch die Schaffung des berühmten Fürstlichen Lustgartens, durch eine kunstvolle Ausstattung der Schlosskapelle und dem Bau der einmaligen hölzernen Schrankorgel für Herzogin Elisabeth. Die aufwendige Hofhaltung in Wolfenbüttel galt als eine der glänzesten in Deutschland. Hinzu kamen enorme Aufwendungen für seine bischöfliche Residenz in Gröningen. Bald waren 1 Million Taler Schulden angesammelt und ungewöhnlich hohe Steuern wurden eingeführt. Trotz seiner hohen Bildung und Weltoffenheit machten ihn zahlreiche Hexenverbrennungen im Fürstentum Wolfenbüttel zu einer zwiespältigen Persönlichkeit.

Bereits im Alter von 2 Jahren zum Bischof von Halberstadt gewählt, übte Heinrich Julius diese Amt seit dem 14. Lebensjahr als postulierter und zudem protestantischer Bischof bei Vorhandensein eines katholischen Domstiftes aus.
Von 1582-1585 war er zugleich Administrator des Bistums Minden. Heinrich Julius führte 1591 im Bistum Halberstadt den Protestantismus ein.

Dank seiner erfolgreichen Tätigkeiten als Fürst und Bischof, als Universitätsrektor und Jurist sowie seiner diplomatischen Fähigkeiten wurde er 1607 an den kaiserlichen Hof nach Prag gerufen. Dort erlangte er schnell das Vertrauen des Kaisers Rudolf II. von Habsburg, der ihm die wichtigsten Entscheidungen in Rechtsangelegenheiten überließ. So erwirkte Heinrich Julius, den Krieg zwischen Katholiken und Protestanten in Böhmen beizulegen und die heraufziehenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Religionen in Deutschland noch zu verhindern.
.
Heinrich Julius hatte 11 Kinder. Zunächst ehelichte er 1585 in Wolfenbüttel Dorothea (1563-1587), eine Tochter von Kurfürst August von Sachsen. Am 19. April 1590 heiratete er in Kopenhagen Elisabeth (1573-1625), die älteste Tochter von König Friedrich II. von Dänemark. Mit ihr hatte Heinrich Julius 10 Kinder, 5 Prinzessinnen und 5 Prinzen.

Zum Tode von Heinrich Julius am 20.07.1613 in Prag gibt es Spekulationen. Offiziell verstarb er infolge einer Krankheit nach einem Zechgelage. Zugleich kann seine Ermordung von Befürworten einer militärischen Lösung des sich zuspitzenden Religionskonfliktes in Deutschland vermutet werden.

Heinrich Julius, der berühmteste Sohn unseres Dorfes Hessen am Fallstein, wurde in der Marienkirche zu Wolfenbüttel beigesetzt.

Geschichte

(Beitrag von Jörg von Kloeden – Februar 2007)

Hessen wird erstmalig in einer Schenkung Otto I. im Jahre 966 an einen Grafen Mamaco als Hessenheim erwähnt. Diese Namensgebung deutet auf fränkische Einflüsse und eine Besiedlung im 8., spätestens im 9. Jahrhundert. Anzunehmen ist, dass Hessen als Heim des oder der Hessi gegründet wurde. Bekannt ist ein Ostfahlenführer Hessi, der sich 775 an der Oker bei Ohrum den Heeren des Frankenkönigs unterwarf und später von Karl dem Großen mit Besitz in seinem alten sächsischen Stammland belehnt und als Graf im nödlichen Harzvorland  eingesetzt wurde. Dieser Graf Hessi starb 804 ohne männliche Erben als Mönch im Kloster Fulda. Als Gründer von Hessenheim käme auch ein älteres Familiemnmitglied in Betracht.

Möglich ist auch eine Verbindung Hessenheims zum fränkischen Volksstamm der Hessi (Chatten), die zwischen Fulda, Lahn und Main lebten und seit dem 6.Jahrhundert in Sachsen einsiedelten.

Bald nach 966 kam Hessen für dreiundeinhalb Jahrhunderte zum Halberstädter Hochstift. Deren Vertreter ließen sich ihre Privilegien aus der kaiserlichen Originalurkunde noch im Jahre 1295 durch König Adolf von Nassau bestätigen. Knapp 50 Jahre später gelangten Dorf und Schloss Hessen durch maßgeblichen Einfluss Bischof Albrecht II. von Halberstadt an dessen Brüder, den Braunschweiger Herzögen.

Als bedeutsame Grundherren in Hessen ist eine adlige Familie bekannt, die beginnend mit Theodoricus de Hessenem seit dem Jahre 1129 vor allem im Umfeld der Halberstädter Kirche urkundlich wurde. Zunächst als Ministeriale und schließlich als Edelfreie wurden sie in Hessen mit bischöflichen Lehen Besitzer eines Gutes und errichteten eine Adelsburg, die möglicher Weise auf den Resten einer frühmittelalterlichen Ringmauer neu errichtet worden ist. Einige Vertreter der Edlen von Hessen hatten bis zum Jahre 1357 als Kleriker hohe geistliche und weltliche Ämter. Jedoch müssen die Edlen nach gut 200 Jahren Herrschaft ihre Besitzungen in Hessen aufgelassen haben, denn 1313 ging eine Hufe Hessenschen Lehens in das Eigentum eines Eglof von Volzum über. Ende des 14. Jahrhunderts sind die Edlen von Hessen vermutlich ausgestorben, deren letztes bekanntes Familienmitglied, Knappe Heinrich von Hessen, im Jahre 1370 sein bischöfliches Lehen zu Bexheim (Deersheim) verkaufte.

Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert prägten die Grafen von Blankenburg/Regenstein die Entwicklung in der Region. So erhielten die Regensteiner auch in Hessen sowohl Halberstädter als auch Braunschweiger Lehen, bzw. erwarben diese durch Kauf und Pfand. Diese komplizierten Lehenverflechtungen bildeten bekanntermaßen ein Streitpotential mit den anderen Grundherren, was die Edlen von Hessen zur Aufgabe ihrer Besitzungen in Hessen bewogen haben mag.

Die Regensteiner besaßen vor 1289 das Patronat über die Pfarrkirche und bis 1343 auch über den Weinberg, die Mühle und das Schloss. Die Grafen bauten in Hessen vor allem die Burg zum Schutz des als Hessendamm benannten Handelsweges und der damit verbunden Zolleinnahmen aus. Seither ist auch von einer Ober- und einer Unterburg die Rede. Schließlich unterlagen die Regensteiner in den vielen Adelsfehden jener Zeit Bischof Albrecht II. Die offensichtlich in Geldnot geratenen Grafen Albrecht und Bernhard verkauften im Jahre 1343 Besitzungen und Rechte, darunter Dorf Hessen nebst Vogtei, für 500 Mark lötiges Silber (ca. 117kg Feinsilber) den Herzögen Otto, Magnus und Ernst von Braunschweig. Dabei muss der Bischof seinen Brüdern gleich noch Halberstädter Besitz in Hessen stillschweigend mit veräußert haben. Seelsorgerisch gehörte Hessen weiterhin zum Kirchenbann Dardesheim.

Die Herzöge verpfändeten ihren Hessener Besitz bald an einzelne Adlige bzw. die Stadt Braunschweig, bevor Hessen seit 1408 endgültig in der Hand des herzoglichen Hauses verblieb.

Quellen/Literatur:

Bayerische Staatsbibliothek München, Digitale Bibliothek,
in „Regesta Imperii, Abteilungen I bis XIV“, http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/regesta-imperii/angebot/ri, 2006

Britta Böcher- Sandor Kotyrba,
„Schloss Hessen. Kunsthistorische und bauanalytische Betrachtung eines Wahrzeichens“,
Föderverein Schloss Hessen e.V. , 2001

Deutsches Historisches Institut in Rom, Jörg Erdmann, Online-Puplikationen, Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 113, Tübingen 2006,
Statistischer Anhang, (PDF-Dateien: C.2.9.1_Halberstadt_Domherren.PDF; C.2.10.1_Magdeburg_Domherren.PDF; C.2.10.2_Magdeburg_Rechtstitel.PDF; D.2.13.1_Braunschweig_Chorherren.PDF)
in http://www.dhi-roma.it/erdmann.html , 2007,

Dr. G.Schmidt,
„Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Theil 1 bis 4“ Leipzig, 1883, in „Puplicationen aus den k. Preußischen Staatsarchiven, Band 17-21“, Gleimhaus Halberstadt

H.A. Behrens,
„Der Regenstein. Besiedlung und Geschichte der Grafen bis 1500“,
Harz-Druckerei Wernigerode, 1989

H. Clajus,
“Kurze Geschichte des ehemaligen Bistums und späteren weltlichen Fürstentums Halberstadt“,
Druck und Verlag von A.W. Zickfeldt, Osterwieck/Harz, 1901

Kegel, Erich und Rühland, Peter,
„Festschrift 1000 Jahre Hessen, 966 – 1966“,
Druckerei „Freundschaft“ Halberstadt, 1966

Thomas Scheliga,
„Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein“, Dissertation zur
Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, 2002,
als PDF-Download in http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4460/, 2004

Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen Arbeitsstelle Kiel c/o Historisches Seminar der Christian-Albrechts-Universität „Grafen von Regenstein-Blankenburg“ bearbeitet von Heidelore Böcker Berlin, aus Hermann Grote
“Stammtafeln Europäische Herrscher- und Fürstenhäuser” Seite 235 Tafel 176, in http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/grafenbemerkungen.php?ID=86, 2006

Urkundenbuch des Stiftes St. Johann bei Halberstadt 1119/23-1804,
bearbeitet von Adolf Diestelkamp, ergänzt und herausgegeben von Rudolf Engelhardt und Josef Hartmann,
Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1989, Gleimhaus Halberstadt

Hohe Auszeichnung für den Verein: Demografiepreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022

Am 23. November 2022 fand unser Projekt “Sanierung und Umbau der Steinscheune zur Kulturscheune und zum multimedialen Erlebniscenter” einen würdigen Abschluss. Eine hochkarätige Jury hat unser Projekt auf Grund seiner Einmaligkeit und hohen Innovativität für den Demografiepreises des Landes Sachsen-Anhalt vorgeschlagen. Unser Verein wurde mit dem 1. Preis in der Kategorie “Chancen der Digitalisierung nutzen”, ausgelobt durch das Ministerium für Infrastruktur und Digitales, ausgezeichnet. In der Begründung heißt es auch, dass es uns gelungen ist, ein untergegangenes Gartenkunstwerk der Vergangenheit mit den Mitteln der Digitalisierung in das Bewusstsein der Gegenwart zurück zu holen und für zukünftige Generationen zu erhalten. Vielen Dank an Alle für das Mittun bei der erfolgreichen Realisierung unseres Projektes Kulturscheune. (siehe auch im Portal “Der Loewe”)

Mit diesem Projekt wurden wir für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

Chronik

966Erste urkundliche Erwähnung Hessens als Hessenheim
1330Johann als letzter Burgherr derer von Hessen erwähnt. Burg und Ort kamen durch Erbschaft (?) an die Regensteiner Grafen.
1343Die Regensteiner verkauften Hessen an die Braunschweiger Herzöge.
1355Die Herzöge verpfändeten die Burg Hessen an die Stadt Braunschweig.
1395wurde die “Schenke” zu Hessen erstmals urkundlich erwähnt.
1408gelangten Dorf und Burg Hessen wieder an das herzogliche Haus.
1560… unter Herzog Heinrich d. Jüngeren und seinem Sohn Julius begann der Ausbau zu einem fürstlichen Schloss im Stil der Renaissance.
1564wurde auf Schloss Hessen Heinrich Julius, der spätere Bischof von Halberstadt, geboren.
1589-1602wurde das Schloss Witwensitz von Herzogin Hedwig.
ca. 1590entstanden nach dem Tode von Herzog Julius die einmaligen Deckenmalereien im Turm der Oberburg.
1607wurde Johann Royer durch Herzogin Elisabeth als Hofgärtner bestallt. Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig und Bischof von Halberstadt, wurde an den kaiserlichen Hof nach Prag berufen, wo er 1613 verstarb.
1613 -1626     1626-1659wurde Hessen Witwensitz von Elisabeth, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg.  
standen Schloss und Amt Hessen unter der Regide von Herzogin Anna Sophie und dienten ihr ab 1634 als Witwensitz.
1648erschien Royer’s Buch „Beschreibung des ganzen Fürstlich-Braunschweigischen Gartens zu Hessen”
1719erhielt Hessen Marktrecht. Ab 1746 durfte sich der Ort als ,,Flecken” bezeichnen. Seit dem 18. Jahrhundert wohnten die herzoglichen Familien nicht mehr auf Schloss Hessen. Es wurde eine herzogliche Domäne.
1726wurde Baumeister Korb mit der Instandsetzung des Schlosses beauftragt; u.a. wurden die Ziergiebel entfernt.
1807wurde Hessen Cantons-Hauptort im Distrikt Halberstadt des Saale-Departements.
1808Die Familie von Schwartz wurde Pächter der herzoglichen Domäne (bis 1945).
1811Großbrand in der Oberburg, wobei Süd-, Ost- und Nord-Flügel sowie das Gärtnerhaus ausbrannten.
1843wurden die Hand- und Spanndienste abgelöst.
1865Gründung der Zuckerfabrik
1897brannten die ersten elektrischen Kohlefadenlampen.
1898wurde Hessen Sitz der Betriebsleitung der Kleinbahn Heudeber – Mattieroll.
1941kam die Gemeinde Hessen zum Land Preussen und damit 1945 zur sowjetischen Besatzungszone.
1948Abriss des Westflügels der Hauptburg
seit 1990Sanierungsmaßnahmen an der Unterburg und anschließend an der Oberburg. Das Schloss Hessen befindet sich heute in kommunaler Hand.

Video

Hier haben Sie die Möglichkeit eine Doppel-DVD mit Bildern und Videos von der 100-Jahr-Feier der Feuerwehr Hessen aus dem Jahre 1974 und von der 1025-Jahr-Feier Hessen aus den Jahre 1991.

Auf den Videos sind u.a. folgende Personen zu sehen:

1000-Jahr-Feier: Heinrich Ziehe, Klaus Bogoslaw, Monika Günter, Walter Müller, Werner Bartels, Reinhold Große, Herbert und Silvia Müller, Wolfgang Weigend, Ilse Wagenführ, Heinz Rux, Hedwig Radzewill

100-Jahre-Feuerwehr: Gerhard Witschel, Liselotte Winkelmann, Walter Müller, Werner Winkelmann, Gitta Meyer, Erika Denecke, Ruth Winkler, Karl Eulenfeld

1025-Jahr-Feier: Fam. Seetge sen., Enrico Kretschmar, Männerchor Rohrsheim, Dörthe Bekurts, Kristina Bekurts, Marlis Bekurts, Otto Blume, Ilse Kegel, Olaf Keil, Käte Heinrich, Eileen Nehrig, Gerid Achilles, Annelore Brandes

Auf den Videos sind u.a. folgende Orte zu sehen: Knickstraße, Mittelstraße, Fallsteinstraße, Leipziger Straße, Lindenstraße, Poststraße, Stobenstraße, Nobbenstraße

Preis pro Video: 11,99 €

Historische Kochfibel

Johann Royer und das erste Gemüsekochbuch

Die hervorragenden gärtnerischen Fähigkeiten Johann Royers wurden schon verschiedentlich gewürdigt.
Karl Schröder (1912) und Thomas Scheliga (2002) widmeten Teile ihrer Dissertationen Johann Royer und dem Lustgarten.
Im Jahr 1998 fand eine Gedenkveranstaltung des Botanischen Arbeitskreis Nordharz in Hessen statt. In zwei aus diesem Anlass erschienen Büchern werden die Verdienste Royers in umfangreichen Beiträgen dargestellt.
Der „Förderverein Schloss Hessen e. V.“ würdigte Johann Royer 2007 mit einer anlässlich des 400. Jahrestages seiner Bestallung als Gärtnermeister auf Schloss Hessen eröffneten Dauerausstellung und 2009 mit einer Broschüre zum ehemaligen fürstlichen Lustgarten.

Ein ebenfalls sehr interessanter Teil seines 1648 erschienen Buches wurde bisher eher wenig beachtet. Johann Royer widmete ein ganzes Kapitel seiner „Beschreibung des ganzen Fürstlich Braunschweigischen gartens zu Hessem“ der Verwendung von Gemüse in der Küche des 17. Jahrhunderts.

Unter dem Titel „Wie man unterschiedliche Vornehme Garten- Gewächse in der Küchen vielfältig nützen und zubereiten solle“ gibt er Zubereitungshinweise für verschiedene Pflanzen. Darunter sind heute in der Küche eher unbekannte, wie Zuckerwurzel, Klette, Haferwurzel, Wiesenkümmel oder Sonnenblume.
Besondere Aufmerksamkeit erregt die Erwähnung der Kartoffel, die zu dieser Zeit noch nicht in Norddeutschland vermutet wurde.

Ende des 20. Jahrhunderts beurteilten verschiedene Autoren Royers Ausführungen als „erste Gemüserezepte“, „erstes Gemüsekochbuch“ und „Spezialkochbuch“.

Der „Förderverein Schloss Hessen e.V.“ würdigt jetzt diesen Teil des Royerbuches mit der Herausgabe einer „Historischen Kochfibel“.
Die Broschüre enthält neben Angaben zu Royers Leben, Auszüge aus historischen Quellen, kurze Pflanzenbeschreibungen und Rezepte. Royers Ausführungen wurden allgemeinverständlich übersetzt. Manches Rezept unterscheidet sich, auf den ersten Blick, nicht von heute bekannten Rezepten aber die verwendeten Gewürze und die Zubereitung machen den Unterschied.

Die 32seitige Broschüre der Reihe ” Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Hessen” können sie bestellen.

Preis pro Broschüre: 5,00 €