Das Buch

Titelbild der Originalausgabe des Royerbuches

Das Buch

“Beschreibung des ganzen Fürstl: Braunschw: gartens zu Hessem, mit
seinen künstlich Abtheilungen, […] auch Ordentliche Specification aller
deren Simplicium und Gewechse, so von Ao. 1607 bis in daß 1651. Jahr
darinnen mit grosser Lust und Verwunderung gezeugt worden, worbey
Ein nohtwenidger Unterricht, wie ein feiner Lust-Obst- und Küchengarte
anzulegen, zu teihlen, zu behegken, das Erdreich zu verbessern, allerley
schöne Gewechs darein zu zeugen, zu verpflanzen, zu warten und da sie
schadhafft, zu curiren seyn,
Über das Eine gute anleitung wie man allerley sonderliche
Garten=Gewächse in der Küchen vielfältig nützen solle Und
Was fur feine Simplicia in den benachbarten Waldern, Bergen, Grunden,
Bruchen und auf den Hugeln in der See zu finden, und auf zu zeygen seyn,
herfurgegeben Durch Johann Royern Furstl. Br. gestelten gartnern zu
Hessem”
1)

So lautet der vollständige Titel des von Johann Royer 1648 in erster Auflage herausgegebenen Gartenbuches. Clemens Alexander Wimmer stellt fest:
„…, daß sich das Buch nicht ausschließlich einer der Buchgattungen zuordnen läßt, die sich damals schon herausgebildet hatten. Es vereinigt eine Gartenbeschreibung, ein Pflanzeninventar, ein Gartenbautraktat, einen Beitrag zu einem Kochbuch und einen Beitrag zur Lokalflora.“ 2)

Nach einer Widmung (Erstauflage an Herzoginwitwe Anna Sophia von Brandenburg, ab Zweitauflage an Herzog August den Jüngeren) wendet sich Johann Royer auf drei Seiten „An den günstigen Leser“.
Es folgen lateinische Gedichte von Pastor Johannes Knüthel aus Aspenstedt und Pastor Laurentius Albertus Arens aus Hessen sowie ein Gedicht in Griechisch von Valentinus Guntheri aus Quedlinburg.

Auf den folgenden 10 Seiten beschreibt Royer ausführlich den Lustgarten, Baum- und Küchengarten. Seine Ausführungen über den großen Brunnen mit seinen vielen Tierfiguren (ergänzt durch einen Kupferstich), der Diana-Grotte und dem Lucretia-Brunnen vermitteln uns einen Eindruck von der künstlerischen und technischen Leistung der Erbauer.

Der anschließende Pflanzenkatalog umfasst 36 Seiten. Die erste Liste enthält den Bestand von 1607 bis 1630, gegliedert nach Einjährigen, Zwiebel- und Knollenpflanzen, Stauden mit Faserwurzeln und Gehölzen. Die nachfolgende Liste von 1630 bis 1651 ist nicht unterteilt. Nach Wimmer konnte sich der Bestand im Hessener Garten nach Sippen mit den Beständen berühmter botanischer Gärten u. a. in Kopenhagen, Padua und Paris messen.

Den größten Umfang im Buch nehmen Royers Ausführungen über den Gartenbau ein. Er beschreibt die Abteilung eines Gartens, was zu einem Lustgarten gehört und wo er anzulegen ist.
Auf sechs Seiten erläutert er die Wichtigkeit von Hecken in einem Lustgarten und besonders deren kunstvolle Gestaltung. Royer nennt es „Bindewerk“ und ergänzt seine Ausführungen mit mehreren Kupferstichen.
Es folgen Hinweise zur Kultur von heimischen und fremdländischen Pflanzen, an erster Stelle von Zwiebelpflanzen und Rhizom bildenden. Er gibt Anleitung zur Pflege gesunder und kranker Gewächse, untersuchte die Verträglichkeit verschiedener Pflanzen untereinander. Welcher Boden wofür gut ist und wie man schlechten verbessert wird ebenfalls erläutert.

Royer widmet sich umfangreich dem Anbau unterschiedlichster Obstsorten.
Er belässt es nicht mit Hinweisen für den Anbau von essbaren Gewächsen, er gibt auch auf mehr als 10 Seiten Hinweise für deren Zubereitung. Experten bezeichnen dieses Kapitel als das erste Gemüsekochbuch.

Royer erweist sich auch als Kenner der lokalen Flora. Im letzten Teil seines Buches beschreibt er Pflanzen in verschiedenen Gebieten. Vom nahen Fallstein, über das Große Bruch bis zum Gaterslebener See, den Huy und den entfernten „Blocksberg“, den Brocken. Es sind keine vollständigen Pflanzenlisten dieser Gebiete, sondern das was er auf seinen Exkursionen gefunden hat.

Der Erstausgabe des Buches folgte 1651 eine zweite Auflage. Lt. Scheliga befinden sich Erstausgaben in der HERZOG AUGUST BIBIOTHEK WOLFENBUETTEL, in der Stadtbücherei Braunschweig und der Berliner Gartenbau-Bücherei. Auch der Förderverein „Schloß Hessen“ e. V, besitzt ein Exemplar. Die Zweitauflage ist in mehreren größeren Bibliotheken vorhanden.
Die Digitale Bibliothek Braunschweig hat eine Ausgabe von 1658 digitalisiert und ins Internet gestellt.
Ein Reprint der Ausgabe von 1651 wurde 1990 durch die HERZOG AUGUST BIBLIOTHEK herausgegeben.

Joachim Däumler, Hessen 2012

Quellen:

1)
Scheliga, Thomas
Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein
Dissertation, Heidelberg 2002

2)
Wimmer, Clemens Alexander
Die Bedeutung von Johann Royers Buch im Gartenschrifttum der Zeit
(in „Der Lustgarten des Johann Royer- Beiträge einer Gedenktagung für den fürstlich-braunschweigischen Hofgärtner in Hessen“
Herausgegeben vom Botanische Arbeitskreis Nordharz e. V. durch Peter Hanelt und Egon Högel, 1999)

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