Eine Magisterarbeit über den Brunnen im Hessener Lustgarten

Eine Magisterarbeit über den Brunnen im Hessener Lustgarten

In der Dissertation von Thomas Scheliga über Schloss und Lustgarten in Hessen (Heidelberg 2002) fand ich auf Seite 206 die Fußnote 641.
„An der Universität Hamburg wird derzeit von Frau Gabriele von Kröcher, M. A. eine Dissertation über den Hessener Bronzebrunnen angefertigt, in der sicherlich die Bronzen des Jagdbrunnens in einen weiteren Kontext manieristischer Bronzen gestellt werden. Mir lagen Auszüge aus dieser Arbeit nicht vor.“
Ich habe daraufhin im Internet recherchiert und eine Geschäftsfrau von Kröcher in Hamburg gefunden. Eine Kontaktaufnahme per Email war erfolgreich. Frau von Kröcher, die in Hamburg ein „Atelier für Text“ (www.zeilensprung.net) betreibt, war sehr kooperativ. Ich erhielt von ihr ein Manuskript (mit Schreibmaschine geschrieben) und die Erlaubnis, die Arbeit zu digitalisieren. Es handelt sich um eine sehr interessante Magisterarbeit mit Titel „Der Tierbrunnen im Lustgarten des Schlosses in Hessen“.

Frau von Kröcher hat auch meiner Bitte entsprochen, die Magisterarbeit auf der Web- Seite des Fördervereins zum kostenlosen Download bereitstellen zu dürfen.
Ich möchte mich dafür ganz herzlich bei Frau Gabriele von Kröcher bedanken.

Joachim Däumler, Hessen 2011

Royers Beschreibung des fürstlichen Lustgartens in Hessen digital

Royers Beschreibung des fürstlichen Lustgartens in Hessen digital

Die Digitale Bibliothek Braunschweig hat das Buch von Johann Royer „Beschreibung des ganzen Fürstl: Braunschw. Gartens zu Hessem“ (Ausgabe 1658) digitalisiert. Es kann unter der Adresse https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00024031 heruntergeladen werden.
Sollte diese Adresse nicht funktionieren geben sie als Suchworte ein: „Digitale Bibliothek Braunschweig Johann Royer“ und öffnen Sie die entsprechende Datei.

Joachim Däumler

Die Pflanzen des Fallstein-Gebietes 1648 und heute

Ein Vergleich der Pflanzenliste von Johann Royer 1648 mit den Vorkommen Anfang des 21. Jahrhunderts

Zusammengestellt von Joachim Däumler, Hessen 2011 nach „Die Florenliste von J. ROYER aus dem Harz und Harzvorland„ (Hanelt, Peter und Bartsch, Alfred) in „Johann Royer (1574- 1655) und die Flora des Nordharzes„; Halberstadt 1998

Vielen Dank Herrn Werner Illig aus Ilsenburg für die detaillierten Angaben zu den heutigen Vorkommen im Fallstein.
Vielen Dank Herrn Alfred Bartsch aus Wernigerode für seine Vermittlung.

Die Aloe

Die Aloe americana (Agave americana Linn.), eine wahrhaft fürstliche Pflanze

In Royers Liste der Pflanzen von 1607 bis 1630, Abschnitt 3. Planta fibrosa [Stauden mit Faserwurzeln] ist auch die „Aloë Americana“ aufgeführt.

Diese Pflanze stammt ursprünglich aus Amerika und kam im 16. Jahrhundert nach Europa. Joachim Camerarius beobachtete sie schon 1561 in einem Garten in Padua und 1588 wuchs eine solche Pflanze in Nürnberg in seinem Garten. 1576 wurde sie erstmals von Carolus Clusius als Aloe americana beschrieben. Im Jahr 1583 soll eine solche Pflanze erstmals nachweislich geblüht haben und zwar in Pisa. Im Hortus Eystettensis wird 1613 erstmalig eine farbige Abbildung gezeigt.

Es war eine außergewöhnliche Kunst, diese Pflanze zu kultivieren und zur Blüte zu bringen. Die Pflanze blüht erst nach vielen Jahren, muss also sehr lange bei guten Bedingungen gepflegt werden. Besonders die Überwinterung war eine Herausforderung. Die Pflanze musste in geschützten Häusern oder Räumen untergebracht werden. Meist wurde sie in Kübel gepflanzt.

Georg Henning Behrens schreibt in seiner 1703 erschienenen „Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald“ von dieser Pflanze im Hessener Lustgarten.
„…In diesem Lust-Garten hat vor diesem die Americanische Aloë zum öfftern geblühet, und habe ich solche daselbst unterschiedene mahl floriren gesehen; es ist aber dieselbe nunmehro mit andern raren Gewächsen nicht mehr so häuffig alhier anzutreffen, weilen dieser Garte nicht mehr in solchem Stande ist, indem er von der Residentz der Gnädigsten Herrschafft zu weit ab- hingegen der unvergleichliche Garte zum Saltz-Thal näher lieget,..“
Thomas Scheliga vermutet, dass Aloe-Pflanzen aus dem Hessener Lustgarten in den Lustgarten nach Salzdalum gebracht wurden. Er fand in Oranienbaum Archivunterlagen aus dem Jahre 1677, die diesen Schluss zulassen:
“Der hisige Lustgertner M: Maximilian hat berichtet, das die Aloe
nunmehr so groß, das selbige in der Cammer da Sie des Winter bisher
gestanden, demnechst nicht bleiben könte, die gnedigste Herschafft…
Heßem den 25. Arpilis
Anno 1677
Ihro Hochrfrstl Durchl:
Georg Meyer [Amtmann zu Hessen]“

Lt. Scheliga hatte Herzog Anton Ulrich zu dieser Zeit bereits die Unterstützung für den Hessener Lustgarten eingestellt.

Überliefert ist, dass in Salzdalum 1701 eine Aloe geblüht hat. Ihr zu Ehren wurde eine Silbermedaille geprägt (Bild 1).
Die Vorderseite zeigt eine blühende Aloe in einem Kübel. Aus dem lateinischen Text auf der Rückseite erfahren wir, dass die Pflanze am 3. Oktober 1701 im Alter von 23 Jahren geblüht hat. Der Blütenstängel war 36 Fuß hoch mit 40 Zweigen und 6166 Blüten.
Herzog August ließ 1720 ebenfalls eine Silbermedaille aus Anlass der Blüte einer Aloe in Salzdalum prägen (Bild 2).
Die Vorderseite zeigt eine blühende Aloe zwischen zwei Dattelpalmen. Die Inschrift der Rückseite überliefert, dass kurz vor dem 1. Mai die Pflanze einen Stängel mit Knospen trieb. Um den 5. August war sie 25 Fuß hoch und mit 38 Zweigen besetzt. Im September hatte sie 1304 Blüten.

(Die Münzen sind im Besitz des Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig. Die Bilder sind aus dem wunderbaren Buch „Braunschweigische Münzen und Medaillen- 1000 Jahre Münzkunst und Geldgeschichte in Stadt und Land Braunschweig“ von Dr. Leschhorn)

Im 18. Jahrhundert machte ein besonderer Turm im Zerbster Schlossgarten auf sich aufmerksam: ein Turm für die Aloe americana. 1728 waren die Pflanzen schon so groß, dass sie nicht mehr umgesetzt werden konnten. Es wurde um die Pflanzen ein Turm errichtet. 1732 war einer der Türme defekt und es wurde nach einem Entwurf des Hofgärtners Unger ein achteckiger Turm aus Holz und Glas errichtet. In Höhe der Blüten befand sich ein Umgang. So konnte man die herrlichen Blüten besonders gut betrachten. Weil jede Agave nur einmal blüht und dann abstirbt, mussten ständig neue Pflanzen herangezogen werden. 1743 fanden sich im fürstlichen Lustgarten Zerbst allein 16 „Aloe americana“.
1752 findet sich dort der letzte Hinweis auf eine blühende Agave.

Den imposanten Pflanzen wurden auch ganze Bücher gewidmet.
So erschien 1782 ein Buch von Dr. Johannes Dominicus Schultze anlässlich der im Hamburger Ratsapothekergarten blühenden „Amerikanische Aloe“.
„Die Seltenheit der Blüthe, und das Prachtvolle ihres Wuchses, waren ohnstreitig ehemals in unsern Gegenden ihre größte Empfehlung, und der Grund, daß man jener Erscheinung, der Nachwelt aufzuzeichnen, werth gehalten.
…haben Dichterlinge und Kupferstecher, Mahler, und so gar Polemiker, sie besungen, gezeichnet, gestochen und bestritten; der Naturallist aber sie sorgfältig den Annalen der Natur einverleibt.“
Eine eingefügte Tabelle listet alle ihm bekannten Pflanzen, welche geblüht hatten, auf. Wenn bekannt auch Angaben zu Alter, Größe, Anzahl der Blüten und den Quellen.
Demnach hatte 1582 eine Pflanze in Stuttgart 12000 Blüten, in Schlieben(Thüringen) blühte 1669 eine 49 jährige Pflanze mit 4610 Blüten und 1742 hatte in Obergräz eine Aloe americana 14264 Blüten und war 28 Jahre alt.

1800 erschien ein Buch von Benedict Christian Vogel, Professor der Botanik und Heilkunde zu Altdorf, mit dem Titel: „Über die Amerikanische Agave und besonders diejenige welche im Sommer 1798 im Botanischen Garten zu Altdorf geblühet und auch Früchte angesetzt hat“.

Quellen:

Behrens, Georg Henning; Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald, Nordhausen, 1703

Herrmann, Dirk; Schloß Zerbst in Anhalt, Fliegenkopfverlag Halle, 1998 (www.schloss-zerbst.de/html/publikationen/aloe.htm)

Leschhorn Dr., Wolfgang; Braunschweigische Münzen und Medaillen- 1000 Jahre Münzkunst und Geldgeschichte in Stadt und Land Braunschweig“, Appelhans- Verlag Braunschweig, 2010
ISBN- Nr. 978-3-941737-22-8; Informationen auch unter www.braunschweigisches-kunsthandwerk.de

Scheliga; Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein, Dissertation, 2002

Schulze Dr.; Johannes Dominicus, Ueber die große Amerikanische Aloe richtiger Agave bey Gelegenheit der jetzt im Raths=Apotheker=Garten blühenden“, Hamburg 1782 (www.books.google.de)

Vogel, Benedict Christian; Über die Amerikanische Agave und besonders diejenige welche im Sommer 1798 im Botanischen Garten zu Altdorf geblühet und auch Früchte angesetzt hat, Altdorf und Nürnberg, 1800 (www.books.google.de)

Wikipedia

Kartoffeln im Hessener Lustgarten und die Kartoffelvase

Kartoffeln im Hessener Lustgarten und die Kartoffelvase

Johann Royer verzeichnet in seiner Liste der von 1607 bis 1630 im Hessener Garten gezeugten Pflanzen eine „Papas Indorum Tartuffoli Italis“. Die Experten haben diese Pflanze als Solanum tuberosumL., die Kartoffel bestimmt. Im Kapitel „Wie und wenn man die führnehmen Gewächse, so in der Küchen zu gebrauchen sind, erziehen, verpflanzen und warten soll“ seines Buches „Beschreibung des ganzen Fürstl: Braunschw gartens zu Hessem“ schreibt er über dieTartuffeln: „Die Tartuffeln werden in der Fasten mit dem vollen Monden-Schein in ein feistes/ mürbes und Sandiges Erdreich gepflanzet/ Gegen den Winter aber/ wenns anfangen will zu frieren/ werden sie ausgegraben und im Keller mit Sande verwahret/ daß man sie zur Speise brauchen könne.“

Weiter über die „Gemeine Erd-Äpfel“: „Die anderen Erd-Äpfel/ so man ErdArtischocken oder Knollen nennet/ die dürffen keine sonderliche Wartung/ wachsen wol in einem Winckel/ und können den Frost wol leiden/…“

Hierbei handelt es sich um den Topinambur, dessen Knollen in der Erde winterhart sind. Herr Leonhardi irrt sich also, wenn er 1797 in seinem Buch „Ueber den Kartoffelanbau in Großbritannien“ schreibt: „Allein im Voigtlande führte man den Kartoffelanbau erst 1750 ein; in Westphalen und Niedersachsen aber gegen das Jahr 1740. Denn die von Johann Royer *) zu Hessen im Braunschweigischen erwähnten Tartuffeln **) sind ein von den Kartoffeln ganz verschiedenes Gewächs.**) Nämlich die sogenannten Erdäpfel, Erdartischocken-Helianthus tuberosus-Engl. Jerusalem Artischocke-Franz. Topinambours“

Johann Royer gibt in einem weiteren Kapitel „Wie man unterschiedliche Vornehme Garten-Gewächse in der Küchen vielfältig nützen und zubereiten solle“ erste Rezepte für Gartengewächse. „Von den Erdäpffeln oder ErdArtischocken oder Knollen/ und von den Tartuffeln kann man auch gute Essen zubereiten…“Die Erdartischocken oder Knollen/ weil die nun so gemein geworden/ daß sie fast ein jeder Baur im Garten hat…so achte ich unnötig/ hiervon zuschreiben.“

Mit Erdartischocken oder Knollen ist wieder der Topinambur gemeint, Kartoffeln waren hingegen eine Rarität zu dieser Zeit. In mehreren älteren Büchern fand ich Hinweise auf den Kartoffelanbau in Hessen am Fallstein. So steht 1803 in der Zeitschrift „Neues Hannoverisches Magazin“ (13. Jahrgang, 87tes Stück vom 31. Oktober 1803) ein „Beitrag zur Geschichte der Kartoffeln von G: F: K: von Hannover“. Der Autor widmet sich ausschließlich Royer und dessen Buch, besonders in Bezug auf die Kartoffeln. Ein Ausschnitt:„Indem ich dieses Buch durchblätterte, fand ich wider meiner Erwartung an mehreren Stellen die Tartuffel genannt. Ich glaubte anfangs, dass Royer mit diesem Namen ein anderes Gewächs als unsere Kartoffeln bezeichne; allein ich wurde bald überzeugt, dass hier von den letzteren die Rede sey, dass diese Erdfrucht schon damals im Braunschweigischen, wenigstens im Garten zu Hessem, gebauet sey, und auch das man sie gegessen habe.“ 1806 geht es in „Grundsätze der teutschen Landwirtschaft“ (von Johann Beckmann, Göttingen) ebenfalls um die Kartoffel: „1647 wurden sie schon in dem Garten zu Hessem, 3 Meilen von Wolfenbüttel, gezogen. Der Gärtner Joh. Royer lehrte ihre Cultur und Nutzung in seiner Beschreibung des ….. 1648. 4. auch 1658. 4. S. 63,104“

Das „Neue Hannoversches Magazin“ bringt im 19. Jahrgang vom 15. Mai 1809 einen weiteren Beitrag über Johann Royer, auch zum Thema Kartoffel: „Es ist bereits anderswo in diesem Magazin bemerkt, dass unter den Gewächsen die Royer in seinem Gartencatalog aufführt schon die Kartoffeln (Solanum tuberosum) erscheinen, deren erste Ankunft in Niedersachsen gewöhnlich später datirt wird.“

Ein interessanter Beitrag zum Thema Royer und die Kartoffeln steht 1818 im „Allgemeinen Anzeiger der Deutschen“ (Nr.218, 13. August). Hier ein Ausschnitt, der gesamte Artikel ist interessant. „Schon im Jahre 1647 wurden die Kartoffeln in dem Garten zu Hessen, 3 Meilen von Wolfenbüttel, gezogen. Den Anbau und die Benutzung derselben lehrt der Gärtner Royer in seiner Beschreibung des Gartens zu Hessen, 1648. 4. ; auch 1658 4. S. 63, 104. Diese deutsche Schrift ist also viel älter, als die erste in England erschienene Schrift über Kartoffeln: England`s happiness increated, or a remady against dear years, by a plantation of patatoes. 1664. 4 (vermutlich von Buckland)….“

Interessant auch die Information in dem 1830 in Weimar veröffentlichten Buch „Neue Allgemeine Geographische und Statistische EPHEMERIDEN „ „-Merkwürdig ist der Herzogl. Lustgarten bei dem Dorfe Hessen am Fallsteine, im Kreisamte Scheppenstedt, weil darin in Deutschland die ersten Kartoffeln, die Franz Drake 1586 aus Amerika mitbrachte, und wovon der Herzog 5 Stück von dem Könige von England zugesandt erhielt, gezogen worden sind und zwar in Blumentöpfen.“

Eine ähnliche Information fand ich nur noch im Buch „Beschreibung der Erde…“ (Stuttgart 1838): „Hessen, am Fallstein, auf der Straße von Braunschweig nach Leipzig, 1500 Einw. Auf dem dortigen Schlosse, jetzt Wohnung eines Domänenpächters, wohnten in früheren Zeiten häufig braunschweigische Herzoge. Der zu demselben gehörige Lustgarten ist dadurch merkwürdig, daß hier 5 von den Kartoffeln, welche Franz Drake mit nach Europa gebracht, in Blumentöpfen gepflanzt wurden. Es waren die ersten in Deutschland.“

Heute ist bekannt, dass hier nicht die ersten Kartoffeln in Deutschland angebaut wurden. Leider konnte ich keinerlei Hinweise finden, ob im Hessener Lustgarten von Royer eine Kartoffel in der so genannten „Kartoffelvase“ kultiviert wurde. Es ist auch bisher keinerlei Hinweis zu finden, dass eine derartige Vase zu dieser Zeit im Lustgarten stand.

Die Vase stand schon an verschiedenen Orten, unter anderem im Schlosspark, später im Gelände des Elisabeth-Stifts. Nach der Sanierung des Schlossinnenhofes wurde sie nach dort umgesetzt. 2018 wurde sie durch Randalierer umgestürzt und erheblich beschädigt. Mit Hilfe von Spendengeldern konnte sie 2018 repariert werden.

Diese Vase steht für die Pflanzung der ersten Kartoffeln in Norddeutschland um 1607.

Joachim Däumler
Hessen 2012 /2020

300 Jahre nach Royer

300 Jahre nach Royer- ein Hessener Volksschullehrer auf Royers Spuren

Joachim Däumler, Hessen 2017

 

Im November 2016 erhielt ich von Herrn Dr. Karl Sanders eine Anfrage betreffs meiner Literatursammlung zum Hessener Lustgarten. Er arbeitete an einer Harz/Brocken-Bibliographie und interessierte sich für eine von mir erwähnte historische Schrift.

Wenige Tage später schickte er mir dankenswerterweise zwei bemerkenswerte Beiträge. Es handelte sich um die „Braunschweigische Heimat; Zeitschrift für Natur- und Heimatpflege, Landes- und Volkskunde, Geschichte, Kunst und Schrifttum Ostfalens“ von Juni und Dezember 1973. Verfasser war Wilhelm Osterloh, ein, wie ich bei google herausfand, Volksschullehrer aus Braunschweig und „ein großer Botaniker und Orchideen-Spezialist“.

Im seinem Artikel im Heft 2 Juni 1973 schreibt Osterloh über die Burg Hessen, die Herzoginnenwitwen Hedwig und Elisabeth und Royer, den hervorragenden Gärtnermeister und den berühmten Hessener Lustgarten. Und das Royer in seinem berühmten Buch über den Lustgarten auch über einen Springbrunnen und andere Wasserspiele berichtet. Woher kam das Wasser? Royer beschreibt auch das.

Und dann schreibt Osterloh:

„Aus eigener Anschauung von 1933 bis 1941 berichte ich:  Am Nordostrande des Großen Fallsteins über Hessen entspringt eine starke, schon lange nicht mehr sichtbare Quelle in einem feuchten, schluchtartigen Waldteil mit üppiger Flora. Ihr Wasser wird etwas abwärts im Wasserbehälter gesammelt und dient der Wasserversorgung Hessens. ln ganz alten Zeiten, vor Royer, floß das Wasser als Bach dem Ort zu und mündete in die Hessener Aue, die, aus dem Harzvorland kommend, bald in den Schiffgraben mündet. Der Bach hieß, und so heißt noch jetzt eine Straße am Nordwestrande Hessens, “Hillenbeeke” (- schneller Bach).“

Wilhelm Osterloh hat also von 1933 bis 1941 in Hessen als Volksschullehrer gearbeitet und gelebt. Der Hessener Rolf Gebensleben wusste sogar noch sein Geburtsdatum (10.10.1903) und das seiner Frau Elisabeth (18.08.1905). Gewohnt hat die Familie Osterloh in Hessen, An der Kirche 4. Möglicherweise ist die Familie Osterloh 1941, nach dem Gebietsaustausch zwischen Hornburg, Roklum und Papstdorf, Hessen im Zuge der Salzgitterverträge wieder zurück nach Braunschweig gegangen. Er erwähnt diese Verträge in seinem Artikel.

Im Dezember Heft 1973 der Zeitschrift „Braunschweigische Heimat“ schreibt Osterloh über „Johann Royers Beobachtungen über die Pflanzenwelt des nördlichen Harzvorlandes und des Brockens im 17. Jahrhundert“.

Fallstein, Großer Heytesberg, das Moraß oder Bruch, den Klotzberg, die Alte Asseburg, den Hüe, Blockesberg Gaterschlebischen See und Berg hat Royer bereist.

Osterloh schreibt:

„Kl.Fallstein, Elm, Schimmerwald und Heeseberg erwähnte er nicht. Sie lagen für den Füßgänger Royer zu weit ab. Der direkte Weg nach dem Kleinen Fallstein von Hessen quer durch den Großen Fallstein, über Ackerfluren und weitgehend pfadlos, den ich oft ging, mag damals zu schwierig und gefährlich gewesen sein.“

Osterloh ist also auch außerhalb Royers Spuren unterwegs gewesen. Die besondere Leistung Osterlohs als Botaniker liegt aber gerade darin, 300 Jahre nach Royer noch einmal die Flora dieses Gebietes untersucht zu haben. Besonders intensiv widmet er sich in seinem Bericht dem Gebiet des [Großen] Fallstein.

„Die Besprechung aller von Royer genannten Räume ist unmöglich. So behandele ich eingehend den Fallstein, den wir, Royer und ich mit einem Zeitabstand von rund 300 Jahren, wohl am meisten aufsuchten. Von Hessen ist er zu Fuß in
20 bis 25 Minuten erreichbar.“

 
 
 
Hinweis in eigener Sache: Im Jahre 2011 habe ich unter dem Titel „Die Pflanzen des Fallstein-Gebietes 1648 und heute“ einen Vergleich der Pflanzenliste von Johann Royer 1648 mit den Vorkommen Anfang des 21. Jahrhunderts versucht. Möglich wurde das durch die detaillierten Angaben von Werner Illig aus Ilsenburg.

 

Wilhelm Osterloh starb 1982 – Foto aus „30 Jahre Braunschweiger Floristentreffen, Dietmar Brandes, 29.November 2014“

 

Studien über Renaissance -Gärten

Studien über Renaissance -Gärten in Oberdeutschland, Dipl.-Ing. Karl Schröder,Heidelberg, 1912

An der Königl. Sächsischen Technischen Hochschule zu Dresden wird 1912 vom Dipl.- Ing. Karl Schröder aus Heidelberg eine Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktor- Ingenieurs mit o. g. Thema vorgelegt.

Auf den Seiten 13- 16 und 49/50 finden sich Texte zum Hessener Lustgarten.

Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein

Schloss und Lustgarten in Hessen am Fallstein, Thomas Scheliga, Heidelberg 2002, Dissertation

Beschrieben wird die Baugeschichte der Oberburg des Hessener Schlosses, ebenso die Ausstattung von Schloss und Elisabethstift.

Bedeutend das Altartriptychon von Hans Fredemann de Vries, die Groteskenmalereien im Turmzimmer sowei die Orgel (jetzt auf Schloss Frederiksborg).
Der zweite Teil befasst sich mit dem ehemaligen Lustgarten, dem Meistergärtner Johann Royer und dem Jagd- und Paradisbrunnen.
Viele archivalische Quellen und lateinische Pflanzenlisten ergänzen die Arbeit.
Sehr empfehlenswert.

(Volltext unter www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4460)

JOHANN ROYER (1574-1655)

JOHANN ROYER (1574-1655)   „Johann Royer (1574-1655) und die Flora des Nordharzes“
Halberstadt, 1998

Abhandlungen und Berichte aus dem Museum Heineanum, 4. Sonderheft

Herausgeber: Botanischer Arbeitskreis Nordharz e.V.

Mit Beiträgen von:

Bartsch, Alfred
Johann Royer, fürstlich braunschweigischer Gärtner am Schloß Hessen 1607 – 1649

Bartsch, Alfred ; Hanelt, Peter
Die Florenliste von J. Royer aus dem Harz und Harzvorland

Bartsch, Alfred
Johann Royer als Kenner der heimischen Flora

Scheliga, Thomas
Der ehemalige Lustgarten zu Hessen- Entwicklung und europäischer Kontext

Wimmer, Clemens Alexander
Die Bedeutung von Johann Royers Buch im Gartenschrifttum

Krausch, Hans- Dieter
Zierpflanzen im Garten von Hessen

Clement, Norbert
Johann Royer als Obstgärtner

Hanelt, Peter
Der Pflanzenkatalog von Johann Royer als Quelle für die Kulturpflanzenforschung