Die Grotteskenmalereien im Turmzimmer

Im Turm der Oberburg befindet sich im 1. Obergeschoss eine für den norddeutschen Raum einmalige farbliche Grotteskenmalerei der Spätrenaissance des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Die im manieristischen Stil mit niederländisch-flämischen Einflüssen angefertigten Malereien im Kreuzgratgewölbe und an den oberen Seitenwänden haben die Jahrhunderte und den Zerfall des Schlosses überdauert und dass, obwohl in der Mitte dieses Raumes noch Anfang des 20. Jahrhunderts ein Taubenschlag aufgehängt war.

Deckenmalerei, Detailansicht: Engel, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2007
 

Das Turmzimmer selbst diente dem spätereren Herzog Julius in seiner Kronprinzenzeit auf Schloss Hessen (seit 1560-1568) als Arbeits- und Studierzimmer und als Bibliothek. Bald nach seinem Tode 1589 ließen seine Erben, Herzog Heinrich Julius, und vor allem seine nun wieder auf dem Schloss sitzende Witwe, Herzogin Hedwig, das Studiolo umgestalten. Der Raum wurde dem Andenken des verstorbenen Herzog Julius gewidmet. So entstanden Decken- und Wandmalereien in hoher Qualität aus feinem Beschlag-, Roll- und Fruchtwerk mit heraldischen Aussagen und Trauermotiven. Als ausführender Künstler kommt wahrscheinlich der am Wolfenbütteler Hof bereits unter Herzog Julius tätige niederländische Maler und Gartenarchitekt Hans Vredeman de Vries in Betracht.

Deckenmalerei, Zustand 1997, Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 

Der Förderverein Schloss Hessen e.V. initiierte seit 2000 Maßnahmen für die Restaurierung und Konservierung der über 400 Jahre alten Renaissance-Malerei, die im September 2011 ihren feierlichen Abschluß fanden. Neben den Arbeiten der ausführenden Restauratorin Sylvia Lenzner (hier zu den Details auf ihrer (alten) Webseite), galt es begleitende Maßnahmen vor allem zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit und einem gleichmäßigerem Klima wie den Einbau von Fensterm im gesamten Turm und einer Tür zum Turmzimmer vorzunehmen.
Besonderer Dank gilt den vielen Sponsoren, wie u.a. dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung der Kreissparkasse Halberstadt, der E.ON Avacon AG Helmstedt, dem Windpark Druiberg Dardesheim, dem Landkreis Harz und dem Bauunternehmen Nahs Hessen sowie der Hochschule für Bildende Künste Dresden.


Konservierung der Renaissance-Malereien  Foto: Förderverein Schloss Hessen e.V. 2010
 

Hier der Link zur neuen Webseite von Sylvia Lenzner: Lenzner und Gramann GbR mit einer Referenzliste als Download. Auf diesem werden die Wand- und Gewölbemalereien auf Schloss Hessen ebenfalls aufgeführt.

Literatur: Thomas Scheliga: Die Grotteskenmalereien im Schloss Hessen am Fallstein, Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Hessen Nr. 4 ,,Förderverein “Schloss Hessen”, 1999

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